THRILL KILL CULT

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Eckhard Hammel

Was ist ein Snuff Movie?

1969 schlachtete Charles Mansons Sekte "Family" Sharon Tate ab, Frau des Regisseurs Roman Polanski, der ein Jahr zuvor Rosemary's Baby gedreht hatte. In den 70er Jahren erschienen in den USA zahlreiche Low-Budget-Filme, die dieses Gemetzel zum Gegenstand hatten. Einer dieser Filme hieß Slaughter. Er spielte in Argentinien und enthielt als Höhepunkte eine Kastration und, ausgeführt von den Mänaden eines Sektenführers, Messerstiche in den Bauch einer schwangeren Frau. Der Filmverleiher Alan Shackleton machte die bloß blutrünstige Geschichte bluttriefend, indem er Guts-and-Cuts-Material hinzumontierte. Er taufte das ganze 90 Minuten dauernde Opus in Snuff um und präsentierte es 1976 in New York. Shackleton hatte, unterstrichen durch die amateurhafte Kameraführung während des Films, behauptet, die Morde seien authentisch. So trug das Filmplakat den Untertitel: "The Film that could only be made in South America ... where Life is cheap". Allerdings ist das südamerikanische Opfer der angefügten Schlußszene hellblond, und das an den heutigen Standard technischer Tricks gewohnte Auge erkennt sofort, daß der Unterleib der Schauspielerin im Bett verschwindet und durch eine unbewegliche Attrappe ersetzt ist, zumal die Gedärme, die der Übeltäter aus dem Leib des Opfers fischt, nur notdürftig an der menschlichen Anatomie orientiert sind. Um einen kurzen Eindruck zu verschaffen, sei Beverly La Belles Kommentar in der New Woman's Time zur angehängten Schlußszene von Snuff zitiert: "He butchers her slowly, deeply and thoroughly (...) the gut revulsion is over-whelming - the amount of blood, chopped-up fingers, flying arms, sawed-off legs - blood oozing like a river, from her mouth before she dies - blood, blood-enough rich, deep red blood to stain the soul of the universe. And yet that is not enough blood because the climax is still at hand. In a moment of pure, absolute evil, he cuts her open; disembowels her and then brandishes her very insides high above his head in a scream of orgasmic conquest." Jedenfalls war damit ein neues Subgenre entstanden: der Snuff Movie. Man sagte seinen Herstellern nach, sie würden südamerikanische Prostituierte mit harten Dollars in finstere Verliese locken, Frauen an der Grenze zu Mexiko abfangen und sie in versteckten Kellern killen oder Kinder aus Südamerika verwursten. Das alles vor laufender Kamera, versteht sich, um die apokalyptische Ware sodann zu astronomischen Preisen an die crème de la crème der Spanner zu verhökern.
Was macht es für die Zuschauer für einen Unterschied, zu glauben, das Material sei echt, oder zu glauben, das Material sei Simulation?

 

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