Filip Machač

“…through which the world flows…”
Ein Besuch der Ausstellung von PETER ROLLNY

Bei Greusslich Contemporary präsentiert Peter Rollny eine Auswahl seiner neuesten Arbeiten auf Papier. In den gezeigten Bildern arbeitet er prinzipiell mit zwei Elementen: mit farbiger abstrakter Masse, die auf Papier geworfen wird, und mit Figuren, die ausgeschnitten und in diese Masse eingesetzt werden. Beide Elemente bilden eine Collage, die eine ungewöhnliche existenzielle Spannung und Traum-Atmosphäre entstehen lässt.

Die Figuren haben einen emotionslosen, verlorenen Ausdruck. Selbst aus ihrer Körperhaltung lässt sich nichts Spezifisches herauslesen. Sie scheinen ohne innere Gestalt – wie ein verlorener Schatten im Raum zwischen Tod und Leben, dem Raum, in dem alles potentiell und gleichwohl hoffnungslos ist. Es ist ein Moment der Geburt. Die Figuren benutzt Rollny meistens wie das Negativ einer Fotografie, was den Eindruck des Potentiellen noch verstärkt.

Weil Rollny die Farbe stark aufeinander schichtet, schiebt sich die farbige abstrakte Masse vom Hintergrund in den Vordergrund. Die Figuren verlieren sich immer wieder in dieser Masse. Sie sind einerseits in ihr gefesselt und können nicht heraus, anderseits ist diese Masse der Potentialität der einzige Anker, der sie hält.

Nach dem ästhetischen Konzept von Joseph Beuys bildet eine chaotische, formlose, potentielle Masse (Energie) , die sich durch eine reine innere Bewegung in Ordnung hinein gestaltet, die metaphysische Grundlage jeder Gestalt, das heißt jeder Form und jeden Ausdrucks. Die Spannung in Rollnys Bildern wirkt sehr ähnlich, da sich die Figuren in der Mitte dieser Energie, dieser chaotischen farbigen Masse, die von den Figuren als eigene aufgenommen und so in Ordnung überführt wird, befinden. Es geht gerade um diesen Moment der Bewegung, den Moment, in dem die Figuren eine Ordnung im Chaos erfinden und einen Ausdruck bekommen.

Wir können nicht sagen, ob Rollnys Bilder angenehme oder unfreundliche Emotionen erwecken. Sie lassen uns in der Spannung und Erwartung des Möglichen. Das Chaos wird von Figuren gestaltet und diese Ordnung kann wieder in Chaos zerfallen. In der Tat zeigen uns die Bilder einen Moment des Traums und erinnern uns daher an Francis Bacon, wobei die surrealistische Atmosphäre auch eine Erinnerung an das Werk von Max Ernst wachruft.
Wir befinden uns in einem Traum in unserem inneren Raum. Wir sind in dem Moment des Nichts – in dem Moment des Nichts, das alles werden kann.

 

Die Ausstellung von Peter Rollny ist vom 05.04. bis zum 10.05.2014 in der Galerie Greusslich Contemporary, Buchholzer Str. 11, 10437 Berlin, zu sehen. www.greusslich-contemporary.de